Andrea Lauer

"Es ist Zeit"

Roman in Einfacher Sprache, illustriert von Lena Nicolai

 

Taschenbuch 176 Seiten

ISBN: 978-3-946185-15-4

 

Frank (52 Jahre, lernbehindert) hat
verschlafen. Seine Mutter hat ihn nicht
geweckt. Sie liegt im Bett und schläft.
Sie schläft auch noch am nächsten Tag.
Frank will sie wecken,
aber sie schläft immer weiter.
Erst spät merkt er, dass seine Mutter
tot ist. Dabei hat er gedacht, dass sie
immer für ihn da sein wird.
Was wird nun aus ihm?

 

 

Leseprobe

Frank

Frank ist ein großer Mann.
Er hat einen großen Bauch.
Er hat lange Arme und lange Beine.
In seinem Bart gibt es ein paar graue Haare.
Die anderen Haare sind alle schwarz.

Frank wohnt bei seiner Mutter.
Er hat ein eigenes Zimmer.
Seine Mutter hat auch ein eigenes Zimmer.
Küche, Bad und die Stube nutzen sie zusammen.

Das Zimmer von Frank ist klein.
Schrank, Tisch, Fernseher und den Sessel hat er selbst gekauft.
Von seinem ersten eigenen Geld.
Das ist schon lange her.
20 Jahre.

Das Regal und die Krims-Krams-Kiste hat er schon immer.
Sein Bett hat er auch schon immer.
Es steht es an seiner Lieblings-Wand.
Seine Lieblings-Wand ist blau.
Und überall an dieser Wand kleben Sterne.
Am Tag sehen sie ziemlich normal aus.
Gelbe Sterne aus Plastik.
Am Tag fangen sie das Licht ein.
Am Abend leuchten sie von allein.
Dann ist die Wand gelb vom Licht der Sterne.

Frank kennt alle Sterne genau.
Jeder Stern ist etwas Besonderes.
Er weiß, woher er sie hat.
Er weiß, seit wann er sie hat.

Seinen ersten Stern hat er zum Schul-Anfang bekommen.
Das ist schon sehr lange her. Mehr als 40 Jahre.
Er war ganz unten in der Schul-Tüte.
Mit diesem Stern hat es angefangen.
Später hat er andere Sterne bekommen.
Oder er hat sich selbst welche gekauft.
Immer nur einen Stern.
Die Sterne sind wie Freunde.
Kleine, gelbe Plastik-Freunde, die ihm zuhören.
Sterne, die ihn trösten.
Sterne, die bei ihm sind.
Seine Sterne sind immer für ihn da.

Und seine Mutter ist immer für ihn da.
Am Abend liest sie ihm manchmal etwas vor.
Dann ist er fertig gewaschen.
Dann hat er Nacht-Wäsche an und liegt im Bett.
Dann kommt sie und liest ihm Märchen vor.
Frank liebt Märchen.
Und er liebt, wie seine Mutter vorliest.
Wenn sie liest, sind die Wälder besonders tief.
Dann sind die Hexen besonders hässlich.
Und die Prinzessinnen sind besonders schön.

Nach dem Vorlesen ist Frank zufrieden und glücklich.
Seine Mutter küsst ihn auf die Stirn.
„Gute Nacht Frank.“
„Gute Nacht Mama.“
Seine Mutter macht das Licht aus.
Sie geht aus dem Zimmer. Sie macht die Tür zu.
Und dann leuchten seine Sterne.


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