Andrea Behnke

"Glück wächst im Blumentopf"

Illustriert von Claudia K. Pfeiffer

 

Taschenbuch, 120 Seiten

ISBN: 978-3-946185-16-1

 

 

 

Rezensionen:

 

 

 

Leseprobe:

 

Schrumm, schrumm, schrumm, schrumm.

Ich höre schon die Geräusche aus der Werkstatt.

Mit einem Gummi binde ich meine Haare zu einem Zopf.

Kurz darauf stehe ich an der Schleif-Bank.

Ich schleife. Ich schleife Holz, mit Schleif-Papier.

Das Papier ist ganz rau.

Das Holz wird glatt.

Raues Papier macht Holz glatt.

Darüber wundere ich mich immer.

 Papier wird aus Holz gemacht.

Aus Holz wird Papier. Glattes Papier.

Das machen Menschen wieder rau.

Und dann reibe ich das raue Papier über das Holz.

 Damit das Holz glatt wird.

Das ist doch komisch, oder?

Wie ein Kreis. So rund. Holz, Papier, Holz, Papier.

So geht es immer weiter.

 

Auch meine Arbeit ist ein Kreis.

Ich laufe im Kreis. Immer und immer wieder.

Ich gehe los und komme nie an.

Mein Leben ist nicht rund.

Mein Leben hat Ecken und Kanten.

Es ist ein eckiges Leben.

Ich schleife Holz.

Das glatte Holz bekommen andere.

 Meine Kollegen bekommen das glatte Holz.

Sie sägen daraus Figuren. Figuren für Kinder.

Oder Wände für kleine Betten. Betten für Puppen.

Jeden Tag bekomme ich raues Holz.

 Das mache ich glatt. Mehr nicht.

Die Figuren sind niedlich.

Die Puppen-Betten sind schön.

Kinder freuen sich über die Figuren.

Und über die Betten auch.

In der Werkstatt ist es laut.

Ich mag es nicht, wenn es laut ist.

Das Holz, das mag ich. Das duftet so gut.

Die Sägespäne duften.

Holz war einmal ein Baum. Ich mag Bäume.

„Du machst das gut, Annalena“, sagt mein Chef zu mir. „Wie schön, dass du da bist.“

Ich weiß nicht. Manchmal wäre ich gerne woanders.

Meine Mutter findet es hier gut.

Aber sie arbeitet auch nicht hier.

Keine Ahnung, was mein Vater denkt.

Den kenne ich nicht.

 

„Du könntest sicher auch etwas anderes“, sagt meine beste Freundin.

Sie hat eine Ausbildung gemacht.

Eine richtige Ausbildung. In einer Drogerie.

Dort arbeitet sie jetzt.

Sie erzählt mir viel von den Cremes. Und Shampoos. Und Deos.

Sie schminkt sich gerne.

Mich schminkt sie auch manchmal.

Ich beneide sie.

Sie verdient Geld. Mehr als ich.

 „Du machst das wirklich gut“, sagt mein Chef.

Ich lächle ihn an. Ich weiß, dass ich gut bin.